F E R N G E S T E U E R T E R S C H A L U N G S E I N B A U
I N N I C H T B E G E H B A R E N
R O H R V E R Z W E I G U N G E N U N D E I N S E N D U N G E N
Bei Rohrverzweigungen und Einmündungen, zum Beispiel von Neben- in Haupt¬ leitungen, häufen sich vor allem bei Abwasser!eitungen Beschädigungen der Stoßstellen. Das wird hauptsächlich durch korrosive beziehungsweise ero- sive Bestandteile der Abwässer verursacht. Die so beschädigten Stoßstel¬ len stellen eine grosse Gefahr für das Grundwasser und somit für das Trinkwasser ganzer Regionen dar, können doch auf diese Weise unkontrol¬ liert grosse Mengen gefährlicher Abwässer ins Erdreich einsickern. Aus diesem Grund sind festgestellte Risse oder Beschädigungen bei Rohrver¬ zweigungen und Einmündungen so schnell wie möglich zu beheben.
Mit einfachen Mitteln sind Sanierungen von Rohrverzweigungen und Einmün¬ dungen nicht durchführbar, vor allem wenn die Leitungen so kleine Durch¬ messer aufweisen, dass sie nicht begehbar sind. Es blieb bisher nichts anderes übrig, als die schadhafte Stelle durch Aushub freizulegen und die beschädigten Rohrelemente zu ersetzen. Es besteht zwar die Möglichkeit, die schadhaften Stellen mit einem besonderen Abdichtungsgel auszusprit¬ zen. Dieses Gel neigt aber zu Versprödung und somit zu Durchlässigkeit durch Haarrissbildung, sobald der Grundwasserspiegel, zum Beispiel saiso¬ nal bedingt, absinkt; diese Lösung ist also nicht empfehlenswert.
Der neue ferngesteuerte Schalungseinbau in nicht begehbaren Rohrverzwei¬ gungen und Einmündungen ist von einem ähnlichen Sanierungsverfahren für Rohre abgeleitet, das vom selben Erfinder bereits patentiert worden ist (Patentgesuch-Nr. 3808/87-7) und erfolgreich eingesetzt wird. Auch für das vorliegende Patent wird von Vorteil eine ferngesteuerte Rohr- Sanierungsπiaschine verwendet, die ebenfalls vom selben Erfinder patentiert worden ist und sich täglich im harten Einsatz bewährt (Patentgesuch-Nr. 1222/87-0).
Der ferngesteuerte Schalungseinbau für Rohrverzweigungen und Einmündungen ist die logische Weiterentwicklung davon. Es zeigen:
- Fig. 1: Schalung
- Fig. 2: Einbringen der Schalung
- Fig. 3: Erste Stufe der Sanierung
- Fig. 4: Zweite Stufe der Sanierung
Das Applikationsgerät 1 (Fig. 2) besteht hauptsächlich aus einem gekrümm¬ ten Schild 2 und einem aus diesem herausragenden rohrförmigen sogenannten Ballon 3, der im Wesentlichen einem aufblasbaren Gummischlauch ent¬ spricht. Ueber den Ballon 3 wird nun die Schalung 4 (Fig. 1) gestülpt. Diese Schalung ist längs geschlitzt und so zusammengedrückt, dass sich die Wände 5 überlappen. So lässt sich ein Durchmesser 6 erzielen, der kleiner ist als der Innendurchmesser 14 der zu sanierenden Einmündung 7 der Nebenleitung 8 (oder der nicht gezeigten Rohrverzweigung). Dadurch ist es möglich, die Verschalung 4 dank dem herausfahrbaren Ballon 3 in die Nebenleitung 8 einzubringen, wie dies in Figur 2 gezeigt ist. Figur 2a zeigt das Applikationsgerät 1 mit eingefahrenem Ballon 3 während der Annäherung an die Schadstelle durch die nicht begehbare Hauptleitung 10, die wie erwähnt mit einer Sanierungsmaschine erfolgt und Figur 2b zeigt das Applikationsgerät 1 mit in die Nebenleitung 8 ausgefahrenem Ballon 3. Aus Figur 2 ist auch ersichtlich, dass die Schalung 4 so weit in die Nebenleitung 8 gesteckt wird, bis die Kante 9 bündig mit dem an die Hauptleitung 10 angepressten Schild 2 abschliesst. So ist gewährleistet, dass zum einen die Schalung nicht zu weit in die Nebenleitung 8 einge¬ schoben wird und dass sie zum anderen nach erfolgter Sanierung nicht in die Hauptleitung 10 hineinragt und deren nutzbaren Durchmesser vermin-
dert. Eine exakte Positionierung erlaubt verständlicherweise auch eine saubere, qualitativ einwandfreie Sanierung der beschädigten Stoßstelle 15.
Das Applikationsgerät 1 ist übrigens eine austauschbare Komponente der Rohr-Sanierungsmaschine, die wie erwähnt vom selben Erfinder bereits patentiert worden ist. Dadurch ist es ohne Schwierigkeiten möglich, die Druckluft zum Aufpumpen des Ballons 3 zuzuführen und die Einbringung der Schalung mittels auf der Rohr-Sanierungsmaschine aufgebauten Videokamera von aussen zu steuern und zu beobachten.
Ist die Schalung 4 exakt positioniert, wird der Ballon 3 mit Druckluft aufgepumpt. Der in der Folge auf die Verschalung wirkende Druck lässt einen Draht 11 (oder mehrere Drähte 11) reissen, welcher die geschlitzte Schalung auf den Durchmesser 6 zusammengedrückt hielt. Die so vorgefeder¬ te Schalung dehnt sich anschliessend schlagartig aus und presst sich an die noch unbeschädigten Innenwände der Nebenleitung 8. Unterstützt wird die Ausdehnung der Schalung und deren Anpressen an die Innenwände der Nebenleitung 8 durch den gleichzeitig noch etwas ansteigenden Druck im Ballon 3. Die Schalung 4 wird nun in dieser Position gehalten, weil diese vor dem Einfahren in die Kanalisation mit Klebstoff 17 (z. B. Epoxidharz oder sonst geeignetem Zweikomponentenkleber) rundum bestrichen worden ist. Die Klebestellen werden durch Reinigung und mechanische Oberflächen¬ bearbeitung von Bakterien und ungesundem Material befreit. Um eine Trock¬ nung der Klebestellen zu umgehen, wird vorwiegend mit nasshaftenden Kle¬ bern gearbeitet. Nachdem die Schalung eingebracht und positioniert ist, kann die Druckluft aus dem Ballon 3 abgelassen werden; das Applikations¬ gerät wird aus der Schalung ausgefahren. Die erste Stufe der Sanierung ist abgeschlossen (Fig. 3).
Die zweite Stufe der Sanierung (Fig. 4) besteht darin, den Zwischenraum 12 zwischen der Schalung 4 und der beschädigten Stoßstelle 15 mit Dich¬ tungsmasse 16 auszuspritzen. Dabei gelangt eine Hochdruck-Spritzdüse 13 (Fig. 4) zum Einsatz, die entweder in das Appli ationsgerät 1 integriert ist oder als Komponente der bereits erwähnten Rohr-Sanierungsmaschine an diese angebaut ist.
Ist die schadhafte Stelle rundum abgedichtet, müssen mit der Rohr- Sanierungsmaschine nur noch routinemässige Nachbesserungsarbeiten ausge-
führt werden (Schleifen etc.). Die Schalung 4 bleibt als verlorene Scha¬ lung zurück. Sie kannn aus unverrottbarem und chemisch beständigem Mate¬ rial hergestellt sein. Dazu gehören Edelst hle oder für Abwasserleitungen besonders geeignete Kunststoffe. Es ist aber auch denkbar, verrottbares Material zu verwenden: Da die Schalung nach der Sanierung ihren Zweck erfüllt hat und die Dichtungsmasse ausgehärtet ist, schadet es ja nicht, wenn zum Beispiel nach einem Jahr von der Sanierung nichts mehr zu sehen ist. Ein Vertreter dieser verrottbaren Werkstoffe sind die sich in Ent¬ wicklung befindlichen biologisch abbaubaren Kunststoffe, es gibt aber bestimmt noch weitere geeignete Werkstoffe.
Die Schalung 4 kann übrigens je nach Bedarf verschieden lang sein und aus längs geschlitzten Rohren oder vorgebogenen Platten hergestellt werden. Es muss lediglich darauf geachtet werden, dass die Federkonstante des Materials gross genug ist, damit nach dem Reissen des Drahtes 11 sich die Verschalung 4 auch gut ausdehnt.
Der neue ferngesteuerte Schalungseinbau für nicht begehbare Rohrverzwei¬ gungen und Einmündungen erlaubt eine preisgünstige und gleichzeitig effi¬ ziente Sanierung von beschädigten Stoßstellen, da diese nicht durch Aus¬ hub freigelegt werden müssen. Die Zuverlässigkeit ist dadurch gewährlei¬ stet, dass bewährte Rohr-Sanierungsmaschinen samt deren (austauschbaren) Komponenten und neuentwickelte Abdichtungsmassen zum Einsatz gelangen. Der Vollständigkeit halber sei noch darauf hingewiesen, dass der beschriebene Schalungseinbau auch von Hand ausgeführt werden kann, sollte sich die Schadstelle in einem begehbaren Rohr befinden.